Mit den Vorfällen, die im Sommer für großes Aufsehen gesorgt haben, beschäftigt sich nun das Amtsgericht Chemnitz. Dem Angeschuldigten werden neun Fälle zur Last gelegt.
Oederan/Chemnitz. Die Staatsanwalt Chemnitz hat Anklage gegen einen Jugendlichen aus Oederan erhoben. Ihm wird sexueller Missbrauch in neun Fällen sowie versuchter sexueller Missbrauch in zwei Fällen vorgeworfen, teilte Behördensprecherin Ingrid Burghart auf Anfrage mit. Die Taten sollen sich im Sommer im Wohnumfeld des damals 15-Jährigen sowie im Oederaner Freibad ereignet haben. Zu einem weiteren Fall von sexuellem Missbrauch, der sich Mitte Mai in Freiberg ereignet hatte, sieht die Staatsanwaltschaft hingegen laut Burghart keinen Zusammenhang.
Die Vorfälle hatten im Juli für großes Aufsehen in Oederan und Umgebung gesorgt. Den Stein ins Rollen brachte ein Polizeieinsatz im Oederaner Freibad am 3. Juli, wo der Jugendliche in der Umkleidekabine zwei Mädchen zu sexuellen Handlungen gezwungen haben soll. Als die Anschuldigungen öffentlich wurden, vertrauten sich immer mehr Mädchen ihren Eltern oder Freundinnen an. Bei einem Mädchen soll sich der Missbrauch nach Aussagen ihrer Mutter über ein Jahr lang hingezogen haben. Zunächst ermittelte die Staatsanwaltschaft in sechs Fällen, dann weiteten sich die Vorwürfe noch aus.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde die Anklage inzwischen an das Jugendschöffengericht am Amtsgericht Chemnitz weitergeleitet. Amtsgerichts-Sprecher Marcus Gnad bestätigt, dass das Verfahren dort anhängig ist. Zunächst werde dem Angeklagten eine Möglichkeit zur Stellungnahme eingeräumt. Dann werde die zuständige Richterin entscheiden, ob ein Verhandlungstermin anberaumt wird, erläutert Gnad. Jugendstrafsachen werden generell unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt, um die Angeklagten zu schützen.
Mit demselben Argument wollte Staatsanwältin Burghart nicht zu der Frage Stellung nehmen, ob sich der Jugendliche derzeit auf freiem Fuß oder in einer Einrichtung befindet. Drei Wochen nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte die Staatsanwalt angekündigt, dass der Jugendliche für einige Wochen stationär begutachtet werden soll. Zuvor hatten mehrere Eltern der mutmaßlich missbrauchten Mädchen scharfe Kritik an der Tatsache geäußert, dass der Oederaner nach einer Vernehmung durch die Polizei zunächst wieder auf freien Fuß gesetzt wurde. Burghart hatte dies damals damit begründet, dass bei dem Jugendlichen keine Wiederholungsgefahr bestehe und dass der Gesetzgeber hohe Hürden für eine Untersuchungshaft bei Jugendlichen gesetzt hat.
Die Vorfälle hatten im Sommer auch viele Besucher des Oederaner Freibads beunruhigt. “Unser Personal hat den Gästen erklärt, dass nur ein Vorfall bei uns im Bad stattgefunden hat und dass wir sofort die Polizei gerufen haben”, sagt Stadtmarketing-Chef Marco Metzler. Eine Auswirkung auf die Besucherzahlen habe die Stadt nicht feststellen können. “Wegen des heißen Sommers hatten wir mit 40.000 Besuchern eine hervorragende Saison.”
Kommentar verfassen