Im Ausgang begrabscht oder auf der Strasse angepöbelt zu werden gehört für viele junge Frauen zum Alltag. 2433 Straftaten wegen sexueller Belästigung, sexueller Nötigung, Schändung und Vergewaltigung registrierte die Polizei 2014. Das zeigen Recherchen der Zeitung «Schweiz am Sonntag».

Das Motiv ist bei allen sexuellen Übergriffen dasselbe: Es geht um Macht und Demütigung. «Im Zentrum steht, eine Frau zu erniedrigen», sagt Ursula Klopfstein, Rechtsmedizinerin und Dozentin an der Berner Fachhochschule.

Insgesamt gab es 2014 in der Schweiz 1021 rechtsgültige Urteile im Zusammenhang mit Delikten gegen die sexuelle Integrität. In zwei Drittel der Fälle waren Schweizer Männer die Täter. Besonders oft wurden sie wegen verbotener Pornografie verurteilt, in 417 Fällen.

Doch Zahlen des Bundesamtes für Statistik, die der „Schweiz am Sonntag“ vorliegen, zeigen, dass bei besonders schweren Delikten wie Vergewaltigung oder sexuellen Nötigung die Mehrheit der Täter Ausländer waren. Bei den Vergewaltigern betrug ihr Anteil 64 Prozent, bei der sexuellen Nötigung 55 Prozent.

Rechtsmedizinerin Klopfstein sagt: Sexuelle Gewalt sei die Folge eines verzerrten Frauenbildes. «Wenn im Ursprungsland Frauen als minderwertig behandelt werden, dann kann Gewalt gegen Frauen in gewissen Gruppen gehäuft beobachtet werden.»

«Gesellschaft muss reagieren»

Auch Saïda Keller-Messahli, Präsidentin des Forums für einen fortschrittlichen Islam, ortet im Zusammenhang mit sexuellen Übergriffen mehrere Probleme, besonders im islamisch geprägten Milieu. «Die Gesellschaft muss daher mit ganz klaren Signalen reagieren», sagt sie. Gewalt und Frauenfeindlichkeit dürfe nicht geduldet werden und müsse konsequente bestraft werden. «Ebenfalls ist es wichtig, über die Gewaltbereitschaft und das Frauenbild bestimmter Männer zu sprechen.» Und dies müsse ohne Schere im Kopf stattfinden.

Einen Schritt weiter geht die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer. «Es müssen Gesetze und Vorschriften erlassen werden, die es uns möglich machen, uns besser vor diesen rückschrittlichen und islamistischen Muslimen zu schützen», sagt die Gründerin und Herausgeberin der Frauenzeitschrift Emma. Sie sei über die aktuellen Entwicklungen hoch alarmiert. «Die Menschenrechte der muslimischen Frauen und Mädchen in unseren Ländern sind in Gefahr – oder aber auch nie in Kraft getreten.» Sie seien die ersten Opfer, ihnen müssen wir beistehen. «Darüber hinaus weicht die falsche Toleranz solchen Zuständen gegenüber natürlich die gesamte Gleichberechtigung auf.»