Superreiche wandern bereits aus

Eine Studie zur Migration von Millionären liefert alarmierende Erkenntnisse: Immer mehr Reiche verlassen Europa aus Angst vor Anschlägen und religiösen Spannungen.

Wien. Von wegen Stadt der Liebe. Nicht weniger als 7000 Millionäre (sechs Prozent der reichen Gesamtpopulation) haben im vergangenen Jahr die Stadt Paris verlassen. So viele Abgänge von Superreichen gab es in keiner anderen Stadt der Welt. Das geht aus einem aktuellen Report von „New World Wealth“ hervor. Das Research-Haus hat die globalen Migrationsbewegungen sogenannter High Net Worth Individuals (HNWIs) – das sind Personen mit mindestens einer Million US-$ an liquiden Assets – analysiert und durch Interviews mit Betroffenen die Hintergründe recherchiert.

Das Ergebnis ist alarmierend für Europa. Denn Paris ist kein Einzelfall. Von den vier Städten mit den meisten „Outflows“ sind drei europäische Metropolen. Neben Paris ergriffen auch Millionäre aus Rom und Athen die Flucht. Entsprechend die Statistik auf Länderebene: Frankreich, Italien, Griechenland sowie Spanien erlitten weltweit, abgesehen von China und Indien, den größten Aderlass an Millionären.

Erst der Anfang

Und das dürfte erst der Anfang einer größeren Bewegung gewesen sein. „Wir erwarten für die nächsten Jahre eine fortgesetzte, größere Millionärsmigration aus Frankreich, aber auch anderen europäischen Ländern wie Belgien, Deutschland oder Schweden“, schreiben die Autoren der Studie. Als Grund führen sie zunehmende „religiöse Spannungen“ zwischen Christen und Muslimen an. Frankreich hat einen hohen Anteil an muslimischer Bevölkerung. In Paris lebt aber auch Europas größte jüdische Population. Diese fürchtet Antisemitismus und ergreift – verängstigt durch Terroranschläge – die Flucht.

Prompt erlebte Tel Aviv einen Zustrom an Millionären. 80 Prozent von ihnen kamen aus Europa. Weitere Städte mit hohen Zuwachsraten waren Sydney und Melbourne, Dubai sowie die nordamerikanischen Metropolen San Francisco und Vancouver. In Athen ist es neben der wirtschaftlichen Tristesse in besonderem Maß die Flüchtlingskrise, die Reiche vertreibt. Diese sind, allein weil sie die notwendigen Mittel haben, mobiler als etwa die Mittelschicht und deshalb auch die Ersten, die emigrieren. Ihr Abgang wiederum hat massive Auswirkungen, geht er doch einher mit größeren Mittelabflüssen und weniger Steuereinnahmen. Obendrein sind Millionäre in der Regel gebildet, nicht von staatlichen Versorgungsleistungen abhängig, stabile Konsumenten und häufig selbstständig. Wenn sie auswandern, gehen Arbeitsplätze und Know-how verloren. Neben den erwähnten Gründen für die Auswanderung wird oft ein anderer genannt: ein „lack of opportunities“, also ein Mangel an Perspektiven, sprich verhaltene konjunkturelle Aussichten.

Die Immobilienmärkte haben zum Teil schon reagiert: Australien ist im Global-House-Price-Index des Maklers Knight Frank im Schlussquartal 2015 von Platz sieben auf Platz vier aufgestiegen. In Städten wie Sydney oder Melbourne sind die Preise für Luxusimmobilien 2015 im zweistelligen Prozentbereich in die Höhe geschossen. In Paris dagegen sind sie bereits leicht zurückgegangen. Interessantes Detail am Rande: London floriert nach wie vor als Lebensmittelpunkt für Superreiche. Laut der Wealth-Studie würde nicht einmal ein Brexit zu einer Abwanderung von Millionären führen. In Österreich wollen Privatbanken übrigens noch nichts von Abwanderungstendenzen ihrer Klientel bemerkt haben. Sie möchten in dem Zusammenhang nicht einmal zitiert werden.

Quelle: Superreiche wandern bereits aus

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