Iran-Flüge: Flugbegleiter von Air France wehren sich gegen Kopftuchpflicht

Fast fashion: Werbeplakat für die Air-France-Uniformen, die Christian Lacroix 2005 entwarf.

© Air France

Im April nimmt Air France nach acht Jahren wieder Flugverbindungen nach Teheran auf. Doch viele Flugbegleiterinnen wollen sich dem islamischen Dresscode nicht unterwerfen.

In Paris droht ein neuer Arbeitskampf der Flugbegleiter vom Zaun zu brechen. Die Fluglinie Air France kündigte an, ab dem 17. April nach acht Jahren Pause wieder die iranische Hauptstadt Teheran anzufliegen, dreimal wöchentlich zunächst mit einem Airbus 330, später mit einem A320. Grund für den Unmut der Gewerkschafter ist weniger das Reiseziel denn die geforderte Kleiderordnung: In einer internen Mitteilung bittet Air France seine Mitarbeiterinnen darum, Gesetze und Kultur des Landes zu achten und nach dem Verlassen des Flugzeugs ein Tuch über den Kopf zu ziehen. „Die Frauen müssen eine Hose, eine lange Jacke und eine Kopfbedeckung tragen, die die Haare verdeckt“, klagt Françoise Redolfi, Sprecherin der Flugbegleitergewerkschaft Unsa, dem Sender „France Info“. „Außerhalb des Hotelzimmers werden sie gezwungen, lange Gewänder zu tragen, um ihre Silhouette zu kaschieren.“

Zwar wird die Kopftuchpflicht, anders als etwa in Saudi-Arabien, von Iranerinnen eher lax gehandhabt. Die meisten legen viel Wert auf ihr Äußeres und tragen im Alltag ein buntes Tuch locker über den Haaren. Doch Verschleierung wird in Frankreich, wo ein Gesetz etwa das Tragen von Burkas verbietet, schnell zum Politikum. Zudem tritt das Flugpersonal von Air France traditionell nicht nur deutlich selbstbewusster und modischer als die Konkurrenz auf – die Uniformen wurden vom ehemaligen Couturier Christian Lacroix entworfen –, die Mitarbeiter der Airline sind auch streiklustiger.

39442129 © AFP Alles halb so wild: junge Frauen in Teheran

Von einer einvernehmlichen Lösung scheinen beide Parteien weit entfernt. Die Gewerkschaft sieht in der Kopftuchpflicht einen Angriff auf die freiheitliche Selbstbestimmung und die Würde der Frau, Air France versteht die Aufregung nicht. Toleranz und Akzeptanz lokaler Gepflogenheiten zählten eben zu den Grundwerten des Unternehmens, so ein Sprecher. „Alle anderen Fluggesellschaften, die Iran anfliegen, befolgen dieselbe Vorgabe.“

Etwa die Germania, die Direktverbindungen von Berlin nach Teheran anbietet. „Natürlich muss man sich an die örtlichen Gegebenheiten anpassen“, sagt ein Unternehmenssprecher. „Unseren weiblichen Crewmitgliedern stellen wir deshalb auf dem Weg zum Hotel Kopftücher zur Verfügung.“ Auch die Lufthansa, die ihre Iran-Verbindungen nach dem Fall der Sanktionen ausgebaut hat, hat klare Vorgaben. „An Bord tragen unsere Flugbegleiterinnen ihre normale Uniform“, sagt eine Sprecherin. „Wenn sie aussteigen, kommt der Stationsleiter und gibt ihnen eine Abaya, also ein traditionelles islamisches Gewand.“ Gibt es Protest? „Nein, das ist kein Thema.“

Flugbegleiter berichten anderes. „Wir hassen es“, sagt ein Crewmitglied, das mehrmals in Teheran war. Manche trügen vor Ort dann einfach eigene, modischere Tücher. Und wer nicht nach Teheran fliegen will, kann den Flug, anders als bei Air France, immer noch mit Kollegen tauschen.

Anmerkung der Redaktion: Am Montagabend hat Air France eingelenkt und bietet Flugbegleiterinnen die Möglichkeit, ihren Flug zu wechseln.

Quelle: Iran-Flüge: Flugbegleiter von Air France wehren sich gegen Kopftuchpflicht

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